Die neue Messenger-App von Facebook ist bei vielen auf heftige Kritik gestoßen. Denn die Anwendung fordert von den Android-Nutzern so einige Berechtigungen ein. Das klingt nach tiefen Eingriffen in die Privatsphäre.
Doch was genau bedeuten diese Berechtigungen und wie gefährlich sind sie?
Diese Berechtigungen fordern die Apps
Die von Facebook Messenger geforderten Berechtigungen verlangen auch viele andere Apps. Die Facebook-App benötigt fast die gleichen Berechtigungen wie der Facebook Messenger. Seitdem der Messenger aus der App ausgegliedert wurde, fielen einige dieser Berechtigungen weg. Folgende Berechtigungen erfordert diese Anwendung:
– direkte Anrufe
– Fotos und Videos machen, Audio-Dateien aufzeichnen
– Modifikation oder Löschung von Inhalten auf USB-Speichermedien
– Lesen von Textnachrichten
Wie der Facebook Messenger verlangt auch WhatsApp folgende Berechtigungen:
– direkte Anrufe
– Fotos und Videos machen, Audio-Dateien aufzeichnen
– Änderung der Systemeinstellungen
– Vibrationskontrolle
Instagram hat als Messenger viele Funktionen zum Teilen von Fotos und die folgenden Berechtigungen:
– Suche nach Nutzerkonten
– Fotos und Videos machen, Audio-Dateien aufzeichnen
– Änderung oder Löschung von Inhalten auf USB-Speichermedien
– Zugang zu Standortdaten
Twitter hat zuletzt viele neue Funktionen bekommen. Dazu zählen auch Foto-Share– und Messaging-Optionen. Die App verlangt folgende Berechtigungen:
– Suche nach Nutzerkonten sowie Hinzufügen und Löschen dieser
– Änderung oder Löschen von Inhalten auf USB-Speichermedien
– Zugang zu präzisen Standortdaten
– Vibrationskontrolle
Skype
Als VoIP- und Messenger-Dienst verlangt Skype folgende Berechtigungen:
– direkte Anrufe
– Fotos und Videos machen, Audio-Dateien aufzeichnen
– Ändern der Audio-Einstellungen
– Änderung der Systemeinstellungen.
Was wirklich dahinter steckt
Einige dieser Berechtigungen klingen gefährlich, sind es aber nicht.
Direkte Anrufe: Das bedeutet nicht, dass eine App ohne die Erlaubnis des Nutzers Telefonnummern wählt. Mit dieser Berechtigung steuert man Anrufe aus der jeweiligen App, um zum Beispiel Telefonate über WLAN oder das mobile Datennetz zu tätigen.
Bearbeiten/Lesen/Empfangen von Textnachrichten: Ähnlich wie bei Direkte Anrufe geht es hierbei darum, dass man Textnachrichten an Personen sendet und empfängt, die keinen Messenger nutzen. Daher benötigt die App die Telefonnummern.
Änderung oder Löschen von Inhalten auf USB-Speichermedien: Auch hier wird Facebook keine Daten vom Telefon löschen oder ändern. Um beispielsweise mit der App ein Foto zu empfangen, benötigt die Anwendung Zugang zum Speicher, um das Bild im Cache zu speichern. So muss das Bild nicht jedes Mal neu geladen werden, wenn der Nutzer es aufruft. Wenn man das Bild löscht, leert die App den Cache. Außerdem sendet man dank dieser Berechtigung Bilder aus der Galerie.
Zugang zu Standortdaten: Diese Berechtigung versteht sich eigentlich von selbst. Wer seinen Standort mit anderen teilen will, muss Facebook die Erlaubnis geben, damit die App dies auch tun kann. Das Gleiche gilt für WhatsApp und Instagram, insbesondere für Geo-Tagging.
Fotos und Videos machen, Audio-Dateien aufzeichnen: Damit nimmt man Fotos und Videos auf und verschickt diese innerhalb einer App. Gleiches gilt für Audio-Aufnahmen. Auch diese Berechtigung zählt zu den Standard-Berechtigungen für Messenger oder soziale Netzwerke.
Suche nach Nutzerkonten: Viele Apps sind untereinander verbunden. So erstellt man leichter Konten oder loggt sich schneller in die neue Anwendung ein. Wer beispielsweise bereits die Facebook-App nutzt, freut sich über eine einfache Synchronisation mit dem Facebook Messenger, ohne sich neu anmelden zu müssen.
Änderung der Systemeinstellungen: Durch die Anpassung der Systemeinstellungen funktioniert eine App besser. Dazu zählen Lautstärken-Regelung, WLAN-Einstellungen und GPS. Auf diese Weise muss sich der Nutzer nicht um die speziellen Einstellungen einer jeden App kümmern.
Ändern der Audio-Einstellungen: Damit passen Apps die Audio-Einstellungen an, wenn man zum Beispiel ein Video oder eine Sprachnachricht aufnimmt oder verschickt.
Vibrationskontrolle: Das bedeutet nicht, dass das Telefon los brummt, nur weil Facebook es so will. Damit erhält die App nur die Funktion, auf Nachrichten per Vibrationsalarm aufmerksam zu machen.
Es handelt sich also um Standard-Berechtigungen, die uns Nutzern das Leben und die Handhabung mit den Apps erleichtern.
Google kontrolliert
Über die Benennung der einzelnen Berechtigungen entscheidet Google. Jede Berechtigung muss nach dem tatsächlichen Nutzen benannt werden.
Allerdings: Nur weil die Berechtigung Direkte Anrufe heißt, bedeutet das nicht, dass eine App die Kontaktliste durchsucht und wahllos Leute anruft.
Warum haben iOS-Nutzer nicht die gleichen Probleme?
Apple geht mit Berechtigungen etwas anders um. Lädt man eine App unter iOS herunter und installiert diese, tauchen die Hinweise erst dann auf, wenn der Nutzer eine entsprechende Berechtigung geben muss. Dann entscheidet der Apple-Kunde, ob er die App für die jeweilige Funktion berechtigt oder nicht. Google hingegen fragt direkt vor dem Download alle notwendigen Berechtigungen ab.
Kein Grund zur Panik
Es gibt also keinen Grund, die hier vorgestellten Standard-Berechtigungen zu verweigern. Viele Apps funktionieren ohne diese Berechtigungen meist nicht. Es wird erst dann kritisch, wenn man Malware herunterlädt, die Zugang zu den Daten auf dem Telefon haben will. Ein Gutes hat die Aufregung um den Facebook Messenger allerdings doch: Allem Anschein nach fangen die Nutzer nun an, die Berechtigungen auch einmal durchzulesen anstatt diese einfach zu akzeptieren.
Man kann also Facebook, Instagram, WhatsApp und all die anderen Messenger ruhigen Gewissens nutzen und mit seinen Freunden chatten.
Download Facebook Messenger für iOS
Download Facebook Messenger für Android
Download Facebook Messenger für Windows Phone
Download Facebook Messenger für Blackberry
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