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Kim Dotcoms Baboom – die nächste Provokation für die Musikindustrie?

Kim Dotcoms Baboom – die nächste Provokation für die Musikindustrie?
Samuel Marc

Samuel Marc

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Kim Dotcom, der Gründer von MegaUpload, hat eine Vorschau seines neuesten Projekts veröffentlicht. Baboom sieht aus wie eine Mischung aus Spotify und iTunes.

Irgendwo zwischen einer genialen Idee und einem Schuljungenstreich stellt Baboom die nächste Provokation für die Musikindustrie dar. Ist es nur das Projekt eines Unruhestifters oder eine echte Alternative eines Hackers zum traditionellen Musikvertrieb?

Baboom

Baboom dient als Sammelbecken für die Arbeit von Kim Dotcom

Die komplette Musik … von Kim Dotcom

Baboom sieht schön aus. Nur schade, dass der Katalog keinen einzigen Musiker aufführt – außer Kim Dotcom selbst. Es werden derzeit lediglich Werke aus seinem eigenen musikalischen Schaffen präsentiert.

Abgesehen von diesem limitierten Angebot besitzt Baboom aber einige Eigenschaften, die an die konkurrierende Musik-Streaming-Plattform Rdio erinnern.

Die angebotenen Dateien haben eine hohe Qualität. Baboom nutzt das FLAC-Format, um digitale Musikstücke zu streamen oder herunterzuladen. Das Format bietet eine bessere Klangqualität als das weiter verbreitete MP3.

Die wahre Innovation von Baboom liegt aber im vermeintlich neuen Geschäftsmodell.

Rdio

Baboom bietet im Vergleich zu Rdio ein hohes Qualitätsniveau

Ein nicht ganz revolutionäres Konzept

Künstler sollten ihre Musik kostenlos anbieten und Fans sollten nur für sie bezahlen, wenn sie sie mögen.

In diesem Satz steckt die Ideologie von Kim Dotcom, die ihm zufolge zur Gründung von Baboom geführt hat.

Musikkünstler sollen über die Plattform ihre Musik nach ihren eigenen Vorstellungen veröffentlichen, ohne Plattenlabel oder Händler.

Laut Kim Dotcom sollen die Künstler auf diese Weise 90 Prozent der Verkaufseinnahmen erhalten. Im Vergleich zu den 7,7 Prozent, die sie durchschnittlich über die traditionelle Musikindustrie verdienen, ein verlockendes Angebot.

Das Konzept klingt revolutionär. Aber es ist nicht neu. Im Jahr 2007 wurde Bandcamp gegründet. Über diese Plattform bieten Musiker ihre Werke kostenlos an. Die Nutzer können ihre Lieblingsmusiker direkt unterstützen. Das Geschäftsmodell von Bandcamp ähnelt dem von Baboom sehr. Bandcamp verspricht den Musikern eine Beteiligung an den Einnahmen von 85 bis 90 Prozent.

Solche alternativen Geschäftsmodelle wie Bandcamp, My Major Company oder Kickstarter werden immer beliebter. Die Künstler auf Bandcamp nahmen bislang 58 Millionen Dollar ein. Baboom könnte jedoch dafür sorgen, dass solche Plattformen in der breiten Masse bekannt und beliebt werden.

Bandcamp

Das Konzept hinter Baboom ähnelt sehr dem Geschäftsmodell von Bandcamp

Ein neues Modell für Online-Werbung

Auch wenn das Konzept hinter Baboom nicht so revolutionär klingt, wie es Kim Dotcom verkauft, könnte sich die Präsenz auf der Plattform für Musiker auszahlen. Denn sie werden an den Einnahmen aus der Werbung auf Baboom beteiligt.

Baboom-Nutzer können sich eine Browser-Erweiterung herunterladen, durch die Werbung von Kim Dotcom eingeblendet wird. Als Gegenleistung erhalten sie pro Jahr zehn Alben von Baboom kostenlos.

Kim Dotcom versucht mit seiner Werbestrategie, Unternehmen von den traditionellen Werbeagenturen zu lösen, indem er mit den Preisen um 50 Prozent unter den Agenturen bleibt.

Sobald Baboom an den Start geht, könnte die Plattform im Online-Werbemarkt für viel Wirbel sorgen. Damit dürfte Kim Dotcom den Zorn von Google auf sich ziehen. Der Suchmaschinengigant macht den größten Teil seiner Umsätze über Online-Werbung. Im Jahr 2012 sollen es 95 Prozent gewesen sein.

Kim Dotcom

Mit seinen widersprüchlichen Aussagen macht Kim Dotcom Jagd auf unabhängige Musiker

Baboom: ein Trojaner, der wie eine Musicbox aussieht?

Abgesehen von der Idee des Musikvertriebs ohne Zwischenhändler stellt das Geschäftsmodell mit Online-Werbung die wahre Revolution von Baboom dar.

Baboom ist mehr als ein direkter Angriff auf den traditionellen Musikvertrieb und seine Hauptdarsteller, den Plattenlabels. Es geht um ein neues Geschäftsmodell, das mit den liberalen Ideen seines Erfinders nur wenig zu tun hat.

Der Zweispalt zwischen den Aussagen von Kim Dotcom und seiner Geschäftsidee dürfte unabhängige Musiker eher von Baboom fernhalten als sie anzulocken.

Bilder: Ian McPherson

Originalartikel auf Französisch

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