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Indoor-Maps: Blick in das Innere von Gebäuden

Cristina Vidal

Cristina Vidal

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Zur Zeit tobt eine hitzige Debatte um den Einsatz von Google Street View in Deutschland. Nicht auszudenken, was los wäre, wenn Kartensoftware Gebäude nicht nur von der Straße aus abfotografieren würde, sondern auch noch einen Blick in das Innere gewähren würde.

Genau das steht aber an, und zwar nicht seitens des Buhmanns Google Street View, sondern via Handy-Karten wie den Ovi Maps von Nokia. In kleinem Umfang gibt es das bereits schon, beispielsweise bietet Micello in dem US-Store von iTunes eine kostenlose App namens Indoor Maps mit Karten zu Einkaufszentren in San Francisco.

Schon zur Handymesse in Barcelona kündigte Nokia an, dass die Karten in Nokias Ovi Maps mit ihren drei Millionen Downloads demnächst auch noch mit Bildern, beziehungsweise Kartenskizzen, aus dem Inneren der Gebäude geschmückt würden. Kollegen von OnSoftware befragten hierzu Christof Hellmis, Vizepräsident für Product Location Services bei Nokia, der bereitwillig Auskunft zu Nokias Plänen in Sachen Ovi Maps gab.

Hellmis weist darauf hin, dass Nokia mit dem Kauf des Kartenherstellers Naviteq vor zwei Jahren die Anstrengungen darauf richtet, den Ovi-Nutzern ein noch intensiveres Kartenerlebnis zu vermitteln. 3D-Ansichten und die sogenannte augmented reality sind dabei laut Hellmis nur ein Schritt weiter zum nächsten Stadium mobiler Navigation.

Als wir unsere 3D-Kartenplattform herausbrachten, betrachteten wir das nicht als ein neues Kapitel in unserer Produktentwicklung, sondern als ein komplett neues Buch mit einer unbeschriebenen ersten Seite. Wir sahen den Kontext der Bewegung von einer flachen zweidimensionalen Karte auf drei Dimensionen und aus diesem Grund kauften wir Navteq. Das Unternehmen besitzt ein 100.000 Dollar teures Laseruhren-Equipment, mit dem man sehr exakt Bilder von Straßen und Gebäuden aufnehmen kann. Dies Aufnahmen sind nach oben skalierbar und wir werden weiterhin mehr und mehr detaillierte 3D-Bilder von Gebäuden in Ovi Maps integrieren.

Hellmis

Nun besteht der Vorteil solch hoher Standards bei der Bilderfassung darin, dass die Kartografie des Gebäudeinneren möglich wird, wenn man es richtig anstellt. Nokia hat schon einige Forschungsarbeit in Sachen Indoor Mapping betrieben und wir müssen jetzt noch entscheiden, wie das am Besten gestaltet wird. Ich sehe eine Zeit kommen, in der Gebäude mit öffentlichem Interesse wie Einkaufszentren kartografisch erfasst werden und auf Ovi verfügbar sind. Das würde eine neue Dimension in Sachen Werbung öffnen, denn Werbekunden könnten Werbebotschaften an potenzielle Laufkundschaft senden. Indoor Mapping kann aber auch für Museen und andere öffentliche Gebäude interessant sein.

Die ersten 3D Indoor-Karten gibt es tatsächlich schon. Navteq hat, ähnlich wie die Google mit den Street View-Autos, bereits mit der entsprechenden Kameraausrüstung ausgestattete Wagen losgeschickt. Die Kameras erfassen teilweise das Innere von Hotels und Tagungszentren oder Einkaufszentren. Den Rest erledigt man auf andere Weise. Das Ergebnis gleicht noch den in Einkaufszentren üblichen Orientierungstafeln. Soweit also nichts allzu Spektakuläres, wären da nicht die möglichen Erweiterungen mit realen Bildern.

Letzteres wäre natürlich eine Traumvorstellung für die Werbeindustrie. Der Gedanke, Ladeninhabern in Einkaufszentren eine Karte des Gebäudeinneren als potentielle Werbefläche präsentieren zu können, klingt verlockend. Wer eine Einkaufsmeile sogar nur virtuell betreten würde, bekäme Sonderangebote direkt auf das Handy gebeamt.

Navteq

Navteq hat sich schon auf diesen Weg begeben. Das Unternehmen kooperiert mit Nobex Radio Companion. Hörer der Nobex Onlineradiodienste auf BlackBerrys, die an einem bestimmten Geschäft vorbei spazieren oder daran vorbei fahren, erhalten Werbung für Sonderangebote auf ihrem Smartphone.

Dieses Geschäftsmodell steckt noch in den Kinderschuhen, bietet aber einen Ausblick auf das, was Handynutzern bevorsteht, wenn sich 3D-Karten kommerziell weiter entwickeln. Wer aus welchem Grund auch immer die Welt auf dem Handy erkunden möchte, wird dies bald in bisher ungeahntem Ausmaß tun können. Wahrscheinlicher ist aus Nutzersicht allerdings, dass diese Technik eher den Blick in Museen, Hotels, Sportstadien, Flughäfen und andere Arten öffentlicher Gebäude als in Kaufparadiese freigibt. Wenn Street View schon jetzt die Gemüter erhitzt, könnten sogenannte Indoor Maps bald der nächste Dienst im Visier der Datenschützer sein.

Via OnSoftware

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