Werbung

Artikel

Kaspersky-Interview: “Das größte Virenrisiko entsteht durch die sozialen Netzwerke”

Frank Martin Lauterwein

Frank Martin Lauterwein

  • Aktualisiert:

Der Hersteller Kaspersky gehört den führenden Firmen für Antiviren-Software. Mit dem demnächst erscheinenden Produkt Kaspersky PURE geht der Softwareproduzent weit über den reinen Schutz vor Viren, Trojanern und Würmern hinaus, wie uns Marco Preuss, Virenanalyst des europäischen Kaspersky-Labors im Interview auf der CeBIT verriet. Neben Antivirus und Firewall enthält die neue Suite ein Kinderschutzmodul, Verschlüsselungstechniken für Dateien, Backup-Funktionen, Passwortverwaltung und Sicherheitskontrolle anderer Rechner per Remotezugriff.

OnSoftware: Wird PURE besser sein als Kaspersky Internet Security?

Marco Preuss: Ja, Kaspersky Pure ist besser. Fortgeschrittene User verwenden normalerweise nur den Antivirus, aber es gibt Anwender, die Internet Security bevorzugen und PURE bietet noch mehr Schutz als diese.

OnSoftware: Was ist mit dem Verbrauch von Computerressourcen? Liegt dieser nun höher?

Preuss: Ein wenig höher, aber nicht viel. Wir haben versucht, ein möglichst sicheres als auch Ressourcen schonendes Programm zu schaffen.

OnSoftware: PURE läuft also auch problemlos auf einem Netbook?

Preuss: Das ist keine Frage der Ressourcen, sondern des Einsatzzwecks. PURE bietet Kinderschutz, Verschlüsselung usw. Das ist beispielsweise interessant, wenn man Kinder hat und Sicherheitseinstellungen für mehrere User teilen will.

OnSoftware: Ein Durchschnitts-User surft im Internet, liest E-Mails, lädt möglicherweise gecrackte Programme herunter und öffnet PowerPoint-Präsentationen mit Makros. Was für ein Verhalten ist beim Gebrauch eines PCs am gefährlichsten?

Preuss: Fast alles ist mit Risiko behaftet; zum Beispiel die sozialen Netzwerke: Die sind ein Risiko, nicht wegen der Plattform, sondern wegen des Vertrauens, dass man in seinen virtuellen Freundeskreis hat. Die User vertrauen auf alles, was aus diesem Netz kommt. Das ist ein großes Problem: Die User verlieren die Fähigkeit, Gefahren zu erkennen, weil eine infizierte Datei von einem Freund kommt.

OnSoftware: Was werden in diesem Jahr die vor wiegenden Gründe für eine Virusinfektion des PCs sein?

Preuss: Die sozialen Netzwerke bringen ein hohes Risiko mit sich. Dieses Jahr wird auch von den P2P-Netzwerken ein erhöhtes Risiko ausgehen, vor allem durch Rootkits. Erst gab es Infektionen durch E-Mails, dann die Netzattacken und gefährliche Skripte auf Webseiten. Der nächste Schritt sind P2P und soziale Netzwerke.

Wir sehen auch, das sich Malware jedes Mal komplexer und intelligenter verhält und sich gut vor Antiviren-Lösungen versteckt. Vergangenes Jahr haben wir Virenproben erhalten, die sich sehr schwer wieder entfernen ließen. Und dann gibt es ja noch Dienste wie Google Wave, die Ziel von Phishing-Attacken werden können.

Und schließlich sind da die mobilen Plattformen wie Android oder iPhone: Vergangenes Jahr haben wir sehr interessante Proben analysiert, die iPhones mit Jailbreak betrafen. Das sind die ersten Schritte der Virenautoren, um neue Gefilde auszutesten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wirkliche Gefahren auf den Handys auftreten.

OnSoftware: Einmal vorausgesetzt, morgen würde ein komplett neuer Computervirus auftauchen: Wie würde Kaspersky vorgehen?

Preuss: Wir haben ein Spezialteam, das sich exklusiv darum kümmert, Malware zu untersuchen und zu neutralisieren. Auf Grundlage dieses Wissen erschaffen wir neue Verteidigungsstrategien.

OnSoftware: Werden diese Erkenntnisse mit anderen Anti-Virus-Herstellern geteilt?

Preuss: Wir teilen Daten, Quellcode und Virenproben regelmäßig mit anderen aus, zum Beispiel auf Kongressen zur Computersicherheit.

OnSoftware: Wir haben gehört dass Kaspersky an einer Hardware basierten Antivirus-Lösung arbeitet…

Preuss: Das ist in der Entwicklung, mehr kann ich im Moment dazu nicht sagen.

OnSoftware: Welchen Vorteil hätte ein solches System?

Preuss: Es wäre ein perfekter Schutz gegen sehr ernste Gefahren und ein logischer Schritt gegen immer komplexere Malware.

OnSoftware: Im Vergleich Mac – Windows heißt es immer, die Macs wären ungefährdet. Liegt das vor allem daran, dass die Mehrheit der Virenautoren auf Windows spezialisiert sind?

Preuss: Auf der eigenen Webseite empfiehlt Apple selbst, zusätzliche Sicherheitssoftware zu installieren. Es gibt einige wenige Bedrohungen für den Mac, aber ein Anwender ohne jeglichen Schutz kann eine sehr leichte Beute sein.

OnSoftware: Passiert es, dass Sie sagen: “Dieser Virus ist ein Meisterwerk der Programmierung!” oder dass ein gut programmierter Virus bei Ihnen Bewunderung auslöst?

Preuss: Bewunderung? Es gibt wirklich komplex programmierte Viren, ja, aber vor allem stellen sie eine Gefahr für den Anwender dar: Unser Job ist es, diese Malware zu analysieren und unsere User zu schützen. Den Virenautor zu identifizieren ist wohl eher ein Thema für die Polizei.

Das Gespräch führten Fabrizio Ferri und Frank Martin Lauterwein. 

Frank Martin Lauterwein

Frank Martin Lauterwein

Das Neueste von Frank Martin Lauterwein

Editorialrichtlinien