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Opera 11: “Wir müssen erfinderisch sein, und das sind wir gerne”

Jon Riggall

Jon Riggall

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Mit der neu erschienenen Version 11 (Windows/Mac) unterstützt der Internetbrowser Opera nun endlich auch Erweiterungen. Im Interview mit OnSoftware spricht der ehemalige Opera-Geschäftsführer und jetzige Opera- Berater Jon von Tetzchner über die weiteren Neuheiten in Opera, den harten Konkurrenzkampf, die Entwicklung des Internets und darüber, ob er möglicherweise erneut den Atlantik schwimmend überqueren will.

OnSoftware: Haben Sie Pläne, den Atlantik nochmal schwimmend zu überqueren?

von Tetzchner: Bei dieser Wette ging es damals darum, eine Million Downloads in vier Tagen zu schaffen, heute schaffen wir das an einem einzigen Tag. So gesehen müsste ich jetzt mehrere Male zwischen den USA und Europa hin- und her schwimmen, um die Wette einzulösen. Ich denke, ich bin genug geschwommen, es war sehr kalt und jetzt wäre es noch viel kälter.

Opera 10 war sehr innovativ, was sind die großen Neuerungen der Version 11?

Bei Opera 11 haben wir uns der Sache von einem anderen Standpunkt genähert. Wir haben uns die Frage gestellt: Was mag der User, und wie können wir das verbessern. Und wir haben die Leute gefragt, welche Funktionen sie gerne hätten. Zunächst ist die Geschwindigkeit wichtig, Opera Turbo ist wichtig und wir haben die Installationsdatei kleiner gemacht. Dann haben wir uns die Tabs angeschaut. Ein typischer Opera-Nutzer benutzt zehn Tabs gleichzeitig, da kann man die Übersicht verlieren, also ist Organisation wichtig – deswegen haben wir „Tab Stacking“ entwickelt (Anm.d. Red.: Tab-Stapel). Für Menschen, die Tabs verwenden, ist das sicherlich eine wichtige Neuerung. Auch die beliebte Steuerung mit Mausgesten haben wir in Opera 11 vereinfacht und für den User zugänglicher gemacht. Das Feature, das allerdings am häufigsten gewünscht wurde, war die Einführung von Erweiterungen.

Warum haben Sie sich entschieden, gerade jetzt die Erweiterungen in Opera einzuführen?

Diese Funktion wurde schon seit längerer Zeit nachgefragt. Die Installation der Erweiterungen ist sehr einfach, ähnlich wie es Google (Anm.d. Red.: mit dem Internetbrowser Google Chrome) macht. Ich gebe zu, wir sind nicht die ersten, die Erweiterungen bieten, aber ich denke wir haben es jetzt geschafft, Erweiterungen sehr einfach zu benutzen und gleichzeitig Operas Stärke aufrecht zu erhalten – nämlich viele, eingebaute Funktionen zu bieten und nahtlos zu arbeiten. Viele sagen „Wir lieben Opera, Ihr habt viel mehr Funktionen, aber ich vermisse hier und dort eine Erweiterung“. Nun, jetzt ist das Werk vollendet.

Erwarten Sie, dass es für die Erweiterungen eine große Entwicklergemeinde geben wird?

Wir hatten schon vor dem Launch mehr als 200 Erweiterungen fertig! Und die meisten davon decken die Funktionen der beliebtesten Firefox-Plugins ab. Viele der populären Erweiterungen in anderen Browsern sind sowieso schon von Haus aus in Opera integriert – oder es gibt sie jetzt eben auch als Opera-Erweiterung.

Worin liegt der Reiz für Entwickler, Erweiterungen für Opera zu schreiben?

Zum einen haben wir mit über 50 Millionen eine beachtliche Zahl an Nutzern der Desktop-Versionen, und die Zahl wächst ständig. Zum anderen sind die Erweiterungen web-basiert und damit recht einfach zu entwickeln. Außerdem kann man die Erweiterungen einfach für Opera und Chrome zugleich entwickeln. Viele der Erweiterungen, die es bisher für Opera gibt, sind bereits für Chrome und Firefox verfügbar.

Was macht Opera zu einem solchen innovativen Unternehmen?

Zum einem großen Teil liegt es sicherlich an den vergleichsweise flachen Hierarchien, aber ich denke es ist auch darauf zurückzuführen, dass wir schon immer im Wettstreit mit großen Firmen lagen und uns von ihnen unterscheiden müssen. Wir wissen, dass wir keine Chance hätten, wenn wir nur genauso gut wären wir unsere Mitbewerber. Darum müssen wir erfinderisch sein, den Nutzern zuhören und neue Wege finden, kreativ zu sein. Glücklicherweise ist das genau das, was unsere Leute gerne tun, von daher passt es gut. Wir müssen erfinderisch sein, und das sind wir gerne – also los geht’s!

Harte Konkurrenz spornt uns an

Sehen Sie einen Vorteil in einem geschlossenen Entwicklungsmodell – im Unterschied zu einem quelloffenen, wie es beispielsweise Firefox ist?

Ich denke, man kann nicht wirklich sagen, dass das eine besser ist oder das andere. Es ist eher eine Entscheidung. Für uns denke ich, ist es der richtige Weg, da wir an so vielen Projekten parallel arbeiten. Man kann oft beobachten, dass große Open Source-Projekte nach einer Weile zu eher geschlossenen Quellcode-Projekten werden, wenn sie mal eine bestimmte Größe erreicht haben. Man würde sonst auch zu viele Entwicklungen mit unbeabsichtigten Nebenwirkungen haben, die andere Funktionen beeinträchtigen.

Google Chrome verbreitet sich derzeit sehr schnell. Beeinflusst dieser Erfolg die Entwicklung von Opera?

Wir machen unser eigenes Ding, und wir konzentrieren uns darauf, das für uns bestmögliche Produkt zu entwickeln. Es ist nicht ungewöhnlich für uns, andere Unternehmen mit erheblichen Mitteln zu sehen, die schnell wachsen können. Unsere ersten Mitstreiter waren Mosaic und Netscape, die viel Geld hatten und ein gutes Produkt. Dann kam Microsoft und Netscape ging den Bach runter, während wir weiter wuchsen.

Wir wissen, dass wir Mitbewerber haben, die mehr Marketing-Muskelkraft haben als wir und müssen uns darauf konzentrieren, unser Produkt so gut wir können, zu verbreiten. Wir haben vor allem den Endverbraucher im Auge. Dieses Jahr konnten wir – plattformunabhängig – insgesamt 50 Millionen aktive User gewinnen, ebenso wie im Jahr zuvor. Und wir haben eine Million Downloads jeden Tag. Wir sind es gewohnt, harte Konkurrenz zu haben – das spornt uns an. In Sachen Geschwindigkeit gab es beispielsweise einen netten Wettkampf zwischen uns und Chrome, und dieser Wettkampf hat wiederum dazu geführt, dass weitere Browser schneller wurden, was letztendlich dem User zugute kam.

Was ist von Opera in naher Zukunft zu erwarten?

Besonders wichtig ist für uns die Weiterentwicklung der Plattform übergreifenden Funktionalität. Also die Verbesserung der Synchronisation von Anwendungen, die in dem integrierten Modul Unite bereits zur Verwendung kommen. Wir sind immer bestrebt, innovativ zu sein und einen besseren und schnelleren Internetbrowser anzubieten. Alles bewegt sich in das Netz, immer mehr Applikationen funktionieren web-basiert. Aber auch immer mehr Hardware-Geräte bekommen einen Internetanschluss: Videokonsolen, Fernseher, Bilderrahmen und so weiter. Dieses immer weiter verflochtene Netz bedienen wir mit Opera Unite.

Alles bewegt sich ins Netz, immer mehr funktioniert web-basiert

Glauben Sie, dass Unite bei den Anwendern ein Erfolg war?

Ich bin der Ansicht, dass Unite eine Technologie ist, bei der wir der Konkurrenz um Längen voraus sind. Ich bin davon überzeugt, dass Unite ein großer Erfolg wird. Es nutzen bereits viele Anwender Unite, aber ich habe das Gefühl, dass dies erst der Anfang ist.

Auf welche Opera-Entwicklung sind Sie am meisten stolz?

Die Tatsache, dass wir so viele Menschen erreichen, ist für mich etwas ganz besonderes. In Sachen Innovationen liegen  wir vor der Konkurrenz, wir gehen also voraus und folgen nicht anderen. Auch die Tatsache, dass wir unser langfristiges Ziel von 100 Millionen Nutzern im vergangenen Jahr erreicht haben, macht mich stolz. Unser Ziel ist es, dass – weltweit betrachtet – immer mehr Menschen online sind. Dazu tragen wir unseren Teil bei.

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