Werbung

Artikel

Vorschau auf PvP in Elder Scrolls online: chaotisch-zähe Massenschlachten

Vorschau auf PvP in Elder Scrolls online: chaotisch-zähe Massenschlachten
Jan-Hendrik Fleischer

Jan-Hendrik Fleischer

  • Aktualisiert:

Mit dem PvP-Modus ist das so eine Sache in Rollenspielen. Viele Spieler mögen ihn nicht. Andere dürstet es danach, ihre virtuelle Klinge mit menschlichen statt berechenbaren computergesteuerten Gegnern zur kreuzen. Elder Scrolls Online bringt einen PvP-Modus mit, der den Kampf Spieler gegen Spieler säuberlich vom Rest des Online-Rollenspiels in einem eigens dafür eingerichteten Gebiet trennt. Zumindest fast.

Das Abenteuer von The Elder Scrolls Online (TESO) beginnt nordwestlich rund um Glenumbra. In diesem üppig bewaldeten Gebiet habe ich mich letztes Wochenende tüchtig ausgetobt, Quests erledigt und Dungeons befriedet. Obwohl meine Spielfigur die PvP-Mindesthürde von Level 10 für den Kampf Spieler gegen Spieler (Player versus Player, PvP) deutlich überwunden hat, gab es ein Problem.

Auf Irrwegen zum Kampf

Die Kampfarena des kompetitiven Multiplayer liegt in Cyrodiil, mittig in Elder Scrolls Onlines Fantasy-Welt Tamriel gelegen. Wie komme ich also von meinem Startgebiet zur Kampf-Action? Die Suche nach einer Antwort auf diese naive Frage führte mich durch Areale, die die Erfahrungsstufe meiner Spielfigur um ein Vielfaches überschritten.

Schmerzhaft erfuhr ich, wie hartnäckig die bösartigen Kreaturen Engpässe bewachen. Nachdem ich eine Auszeichnung für gefühlte 1000 Tode freigespielt und ein Vermögen für die Reparatur meiner verschlissenen Ausrüstung bezahlt hatte, suchte ich in meiner Verzweiflung nach einem anderen Weg zum Ziel. In den Niederungen der Menüs wurde ich fündig.

Allianz-Krieg in Cyrodiil – mit Hindernissen!

Über das Allianz-Menü konnte mich mit einigen Klicks direkt in das PvP-Gebiet von Cyrodiil teleportieren lassen. Also in die Hände gespuckt und los! Doch daraus wurde erstmal nichts. Ein Spielfehler ließ mich nicht von der Maus- zur Kampfansicht wechseln, kämpfen ausgeschlossen.

Freundliche Mitspieler standen mit vielen Tipps zur Seite, doch erst der Neustart von PC und Spiel lösten das Problem. Beta halt, das gehört dazu. Nachdem auch dieses Hindernis überwunden war, konnte ich mich einer Allianz anschließen und in die Schlacht ziehen – endlich!

Das ganz normale Chaos einer Burgbelagerung

Als ich mich dem Kampf anschloss, war er schon in vollem Gange. Über die Karte ließ sich feststellen, wo gerade die Action stattfand. Der Weg führte über ein riesiges Areal. Ohne Pferd war ich eine ganze Weile zu Fuß unterwegs. Im Zentrum des Tumults standen Katapulte einsatzbereit vor der Mauer eines fast sturmreif geschossenen Burgtors unterhalb einer stattlichen Mauer.

Meine angreifende Gruppe hatte fast die maximale Besetzung von 24 Spielern, allerdings können Allianzen weit mehr Gruppen und damit Spieler umfassen. Denkbar sind Schlachten mit hunderten Teilnehmern. Um den Angriff etwas koordinierter anzugehen, ist die Gruppe in sechs Grüppchen von jeweils vier Spielern unterteilt, eine gute Möglichkeit für taktische Scharmützel.

Tatsächlich lief alles weniger taktisch. Stattdessen glich die Spielerschar einem aufgewühlten Hühnerhaufen. Sobald das Burgtor den feurig lodernden Katapultgeschossen nachgab und den Weg in den Innenhof frei machte, liefen alle Spieler direkt in die tödliche Falle.

Elder Scrolls Online - PvP Siege

PvP in TESO mit bis zu 24 Spielern pro Allianz: Mit Katapulten schießt man bei der Burgbelagerung Tore sturmreif. Anschließend folgt der Nahkampf.

Die Verteidiger hatten nicht länger lodernde Trümmer über die Mauer geworfen, sondern das Tor aufgegeben, sich in den Innenhof zurückgezogen und auf den Sturm vorbereitet. Wir liefen direkt in zwei Flanken. Nach dem tödlichen Fehler ergab sich die Möglichkeit, sich am Spawnpunkt neu zu gruppieren und es beim nächsten Mal besser zu machen. Es gelang, den Innenhof einzunehmen und in die Burg einzudringen, wo sich dasselbe blutige Massaker wiederholte wie zuvor.

Alles in allem bleibt festzuhalten, dass Taktik, eine gute Allianzführung, Kommunikation und Zeit eine gewichtige Rolle beim Allianzkrieg spielen. Im Presse-Event zog sich allein die Einnahme einer einzigen Burg eine Weile hin. Hersteller Zenimax Online geht von einer Viertelstunde aus, um eine vollständig unbewachte Burg zu übernehmen. Doch so leicht wird es einem kaum gemacht. Und es gibt auch weit mehr als eine Burg zu erobern. Kriege werden eben nicht über Nacht gewonnen.

Balancing, Punkte, Allianz-Sieg und Kaiser

Nicht jeder Teilnehmer muss sich allerdings in die Schlacht stürzen. Stattdessen kann man die kämpfenden Spieler mit Rohstoffen und angefertigten Belagerungswaffen wie Katapulten oder Rammen unterstützen. Dafür winken ebenso Punkte wie für das Töten von Feinden und Erobern von Festungen. Wer am Ende eines Allianzkriegs die meisten Punkte gewinnt, darf sich Kaiser nennen und genießt in TESO solange Vorteile für sich und seine Allianz, bis ein anderer Spieler den Titel erringt.

Besonders schwächere Spieler sind zunächst mit Support-Aufgaben gut beraten, denn die sehr unterschiedlichen Spielfortschritte der Teilnehmer gleicht Elder Scrolls Online entgegen den offiziellen Angaben zumindest während der Beta noch nicht wirklich fair aus. So kann man auf Gegner eindreschen, ohne ihnen nennenswerte Kratzer zuzufügen, während sie einem mit ein paar gezielten Hieben eine blutige Nase verpassen.

Alles im Blick: Benutzeroberfläche im Kampf

Es ist eine große Herausforderung, über eine 24-köpfige Truppe den Überblick zu behalten. TESO hat hier einen entscheidenden Vorteil gegenüber Final Fantasy XIV, das mit dem jüngst eingeführten Kristallturm ebenfalls eine 24-Personen-Instanz mitbringt – allerdings mit stark eingeschränkter Übersicht. Der Vorteil von TESO liegt in dem klaren, direkten Kampfsystem, das im Gegensatz zu vielen konkurrierenden Spielen ohne überbordende Menüs auskommt. Die Benutzeroberfläche bleibt aufgeräumt genug für ein Allianzfenster mit allen Mitstreitern in der linken oberen Bildecke. So hat man alles gut im Blick.

PvP als Rollenspiel-Grenzerfahrung

Der PvP lässt in Elder Scrolls Online die Grenzen des MMORPGs verschwimmen. Es gibt nach wie vor die rollenspieltypischen Klassen, zugleich kommt viel aus Strategiespielen bekannte Taktik hinzu. Der Spielmodus fühlt sich wie eine Live-Ansicht von Stronghold Crusader aus der Ego-Perspektive an. Respawns und das an den Spielmodus Eroberung angelehnte Spielprinzip erinnern obendrein schemenhaft an Shooter.

Megaserver als Rollenspiel-Killer?

Eine Schwäche des PvP bilden die bereits diskutierten Megaserver in Elder Scrolls Online. Während man sich in World of Warcraft bewusst für einen Server mit Rollenspiel- oder PvP-Schwerpunkt entscheidet oder in Final Fantasy XIV mit der Wolfshöhle eine abgeschlossene PvP-Arena betritt, kommt es bei TESO zu Überschneidungen. Auf Cyrodiil finden die PvP-Kämpfe statt, zugleich machen Gerüchte die Runde, dass auch gewöhnliche Quests und Dungeons in diesem Gebiet liegen.

Aus diesem Grund ist denkbar, dass an PvP weniger interessierte Spieler in Kämpfe hineingezogen werden. Obendrein sollen tragende Story-Elemente oder Endgame-Raids nur siegreichen Allianzen vorbehalten sein. Sollte diese Entscheidung tatsächlich in die finale Version von Elder Scrolls Online Einzug finden, wertet das PvP nicht auf, sondern schreckt Rollenspieler ab.

Fazit: Hektische Burgbelagerungs-Action mit einer Prise Aufbau-Strategie und Taktik

Chaos, Chaos, Chaos! Das umschreibt mein erstes PvP-Erlebnis in Elder Scrolls Online am besten. Gerade weil während der Beta-Phase die Welt eher überschaubar mit anderen Mitspielern bevölkert war, wirkte der plötzliche Tumult wirr hin- und herlaufender Mitspieler so eindringlich.

Gleichzeitig kam zum ersten Mal etwas wie Gemeinschaftsgefühl auf und ich bin mir sicher, dass in der fertigen Spielfassung fähige und erfolgsorientierte Allianz-Anführer für organisierte und erfolgreiche Burgüberfälle sorgen.

Allerdings sind die Kämpfe recht zäh, langatmig, monoton und schlecht ausbalanciert. Obendrein kann sich auch das einstellen, was viele Rollenspieler an PvP stört: Aggressivität übel gelaunter Spieler, denen es nicht schnell oder gut genug geht. Kommt es tatsächlich zu Überschneidungen von PvP und Rollenspiel und wird PvP für den Abschluss der Story benötigt, sollten Spieler ohne Freude an PvP ein anderes MMORPG in die engere Wahl ziehen.

Kurzum: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt weckt der PvP von TESO für sich genommen keine Begehrlichkeiten und kommt an den vorsichtig optimistischen Ersteindruck des restlichen Spiels nicht heran. Hersteller Zenimax Online hat hier noch eine Menge am Balancing zu optimieren und sicherzustellen, dass Rollenspieler durch PvP nicht gestört werden.

Vorschau auf Elder Scrolls Online

Jan-Hendrik Fleischer

Jan-Hendrik Fleischer

Editorialrichtlinien