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Tipps und Tricks

Wie ich daran scheiterte, mit Apps Spanisch zu lernen

Wie ich daran scheiterte, mit Apps Spanisch zu lernen
Jan-Hendrik Fleischer

Jan-Hendrik Fleischer

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Helfen Sprach-Apps beim Erlernen einer Fremdsprache? Softonic-Redakteur Jan-Hendrik unternahm den Selbsttest und fasst seine persönlichen Erfahrungen und Rückschläge zusammen.

Wer als Erwachsener lernt, hat es schwer

Es gibt drei Phasen, eine neue Sprache zu lernen. Fein raus sind mehrsprachig aufwachsende Kinder. Sie saugen mit Neugier, Leidenschaft und Wissensdrang Sprachen mit der Muttermilch auf. Schwerer tun wir uns in der Schule. In dieser zweiten Phase quält sich unsereins mehr oder weniger talentiert durch Grammatik, büffelt Vokabeln und erfährt in Tests das eigene Unvermögen. Am schlimmsten trifft es in der dritten Phase Erwachsene, die neben der Arbeit eine neue Sprache in Angriff nehmen. Wenig Zeit, viel Ablenkung und beschränkte Motivation sind hier die Hürden.

In jener dritten Phase sah ich mich, als ich vor rund drei Jahren nach Spanien kam. Hola und Adiós waren eine magere sprachliche Grundlage. Besserung musste her. Als Software-Redakteur sollten dabei natürlich App und iPhone helfen.

Lern-Apps sind wie Fast-Food

Apps als Lehrmeister haben es schwer. Konsumiert wie Fast Food müssen die Sprach-Apps in die kleinen Pausen des Alltags passen. Bis die Pizza fertig ist, sollte man auch einen Lektions-Happen schaffen. Die folgenden Apps habe ich ausprobiert – mit wechselndem Erfolg.

Babbel: Will der gute Freund unter den Vokabeltrainern sein – und scheitert

Die erste App: Babbel. Aufgabengebiet: Grundvokabeln lernen. Babbel ist gut strukturiert. Zu lernende Vokabeln sind nach Themengebieten wie Essen, Sport oder Gesundheit gegliedert. Bilder unterstützen den Nutzer beim Einprägen der Wörter. Vertonte Begriffe helfen bei der richtigen Aussprache.

Der Wiederhol-Manager sorgt dafür, dass das Gelernte auch sitzt. Zumindest theoretisch. Denn bald lasse ich die Sache schleifen. Als ich für diesen Artikel die App entstaubt habe, war der Wiederhol-Manager sogar leer. Man hat mich aus der Datenbank genommen.

Fazit: Babbel hat bei der Langzeitmotivation zwei Fehler gemacht. Zum einen fehlt der App ein wirksames Druckmittel, mich immer wieder zurückzuholen. Zum anderen füllt sich der Wiederhol-Manager schnell bis ins Unermessliche. Punktuelle Vertiefung schlug bei mir bald in Resignation um.

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Duolingo: Das Tier unter den Vokabeltrainern – hartnäckig, aber zu selbstverliebt

Besser ist das Konzept von Duolingo trotz einer großen Einstiegshürde: Die Oberfläche ist komplett englischsprachig.

Duolingo ist spielerischer aufgebaut als Babbel. Mit Punkten und Errungenschaften belohnt die App Lernfortschritte, auf Wunsch im Wettkampf gegen Freunde. Teil der Belohnung ist das Freischalten neuer Lektionen. Vokabeln werden in Zusammenhänge eingebettet, so dass Wortbedeutungen zusammen mit Konjugationen trainiert werden. Bilder helfen beim Einprägen und sämtliche Texte sind mit guten spanischen Sprechern vertont.

Der spielerische Aufbau und das Belohnungs-System motivieren. Anfangs. Reicht das nicht aus, wird Duolingo hartnäckig: regelmäßige Mails ermutigen mich, weiterzulernen. Das sollte man durchaus ernst nehmen, denn ohne Training verliert man seine Fortschritte und muss Lektionen wiederholen. Der Nachteil: Wer wie ich einmal verhindert ist, verliert die Punkteserie. Dienstreise, Punkte weg, Motivation weg.

Fazit: Duolingo nahm mich härter ran als Babbel. In Verbindung mit dem spielerischen Ansatz funktioniert das zuerst ohne Stress. Der große Fehler: Die Wiederhol-Funktion geht zu weit. Ab einem gewissen Punkt muss man zuviel Zeit in längst beherrschte Lektionen stecken, um sie aufzufrischen. Neuer Stoff und Abwechslung bleiben auf der Strecke und Frust folgt.

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Langenscheidt IQ: die Spaßmaschine – ausführlich getestet und beiseite gelegt

Langenscheidt IQ Spanisch ist ein Lernspiel. In acht Kategorien erfährt man mehr über Essen, Freizeit oder Einkaufen – auf Spanisch. Verschiedene Spielmodi prüfen den Lernenden mit einer Art Vokabel-Memory oder Buchstaben-Puzzle.

Auch Langenscheidt IQ verfolgt einen spaßigen Ansatz. Die App fügt sich in die Rubrik spielerische Vokabelpause für zwischendurch ein. Als Lernspiel ist die App hervorragend konzipiert, überzeugt mit klarer Aussprache und nützlichen Begriffen. Aber all das reicht  nicht, um das Lern-Feuer dauerhaft zu entfachen. Obendrein sind die Begriffe für einen Urlaub nützlich, gehen aber über einen einfachen Grundstock kaum hinaus.

Fazit: Langenscheidt IQ Spanisch macht Spaß, erreicht mich auf Dauer aber nicht. Mehr als einfache Begriffe bietet die App auch nicht.

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iVocabulary: Digitales Vokabelheft für die Mülltonne.

Ein Problem teilen all die Apps weiter oben: Sie liefern nur vorgefertigte Kost. Um auch eigene Begriffe zu trainieren und eine Art digitales Vokabelheft aufzubauen, probierte ich iVocabulary aus. Bugs beim Export und Import auf meine mobilen Geräte sowie eine mühsame Erstellung und Erweiterung des Vokabelbestands ließen aber jede Motivation schnell versacken. Die App war für mich herausgeworfenes Geld.

Fazit: Interessantes Konzept, das durch Bugs und mühsame Bedienung die Motivation erstickt.

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Einige Apps sind nützlich

War der sprachliche Ausflug in die bunte Welt der Apps also ein Reinfall? Zumindest einige Apps habe ich tatsächlich regelmäßig gebraucht und zu schätzen gelernt. Dazu zählen vor allem Wörterbücher. Nicht missen möchte ich das Langenscheidt Standardwörterbuch Spanisch und dict.cc plus. Beide Apps spucken auch in WLAN- und Mobilfunklöchern zuverlässig Wortbedeutungen aus, solange der Akku hält.

Ein Geheim-Tipp ist obendrein Verbforms Español. Die App bringt eine riesige Liste spanischer Verben mit. Konjugation, Sprachen, all das lässt sich nachschlagen. Und die endlose Schar unregelmäßige Verben lässt sich zu Listen zusammenfassen und so gezielt wiederholen. Trotz des leistungsfähigen Übungs-Moduls habe ich die App überwiegend als Nachschlagewerk verwendet.

Mein Fazit: Lernen mit Apps ist wie Lernen mit Menschen – nur schlechter

Was ist gut an Sprachlern-Apps? Sie treten niemandem in den Hintern. Was ist schlecht an Sprachlern-Apps? Sie treten niemandem in den Hintern! Motivation ist der Schlüssel zum Lernerfolg. Und hier versagen die meisten Apps.

Wie die meisten fand auch ich als Schüler nicht unbedingt Gefallen an Tests und Klassenarbeiten. Prüfungen nerven. Dabei sind Lernkontrollen ein nützliches Mittel, der Motivation ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Genau dasselbe müssen Apps schaffen.

Wie anspruchsvoll es ist, Lernwillige bei der Stange zu halten, bewies mein Selbstversuch. Duolingo zeigt zugleich die Möglichkeiten und Grenzen dieser Gruppe von Lern-Apps: Punkte als Motivations- und Sanktionsinstrument funktionieren zusammen mit Mails als Erinnerung und Druckmittel bis zu einem gewissen Punkt. Innerhalb solcher Eckpfeiler müssen sich die Apps bewegen. Nähme sich Duolingo nicht selbst zu wichtig, könnte das Prinzip sogar funktionieren.

Alles in allem erwiesen sich die Apps ohne Lernziel als die nützlichsten: Die Wörterbuch-Apps. Gedruckte Exemplare hätten es aber auch getan.

Jan-Hendrik Fleischer

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